
Masse und Macht
Canetti bietet eine systematische Darstellung der Masse als Phänomen mitsamt ihrer verschiedenen Ausprägungen und Funktionsweisen. Dabei analysiert er - scheinbar wertfrei - eine Reihe von Beispielen des Massenverhaltens aus primitiven und modernen Gesellschaften. Das Faszinierende und gleichzeitig Beunruhigende an der Vorgehensweise des Autors ist, dass er die Masse nicht in erster Linie als Instrument der politischen Macht oder Abart des menschlichen Verhaltens darstellt, sondern als eigene Existenzform, die irgendwo zwischen Vernunftmensch und Gesellschaft lauert und potenziell überall (beim Sport, im Theater, im Gottesdienst oder im Krieg) ihr auf Handlungstrieben basierendes Unwesen treibt. Dadurch zeichnet sich Masse und Macht als hervorragende soziologische Studie, aber auch politisches Werk aus.